Andi Krahl – Krankenpfleger aus Leidenschaft im bayrischen Landtag

Zu Gast bei den Grünen in Feldkirchen-Westerham

Rettungsassistent, Krankenpfleger, Intensivpfleger, Stationsleiter im Krankenhaus Murnau. Andi Krahl kennt mit gerade einmal 30 Jahren das Pflegewesen, weiß, was geleistet wird und weiß, wo es brennt. Er ist Senioren- und pflegepolitischer Sprecher der Grünen, der einzige gelernte Fachmann auf diesem Gebiet im bayrischen Landtag.

350 000 Pflegebedürftige gibt es in Bayern, 70% davon werden zuhause gepflegt ohne professionelle Hilfe. Die Zahl wird um ein Drittel steigen, wenn die „Babyboomer“ jetzt bald ins Rentenalter kommen.

Der Pflegeberuf muss für Männer attraktiver werden, so Krahl. Weibliche Attribute wie Aufopferungsbereitschaft und Liebe ziehen bei Männern nicht. Der Beruf muss mit Tatkraft, Energie, Leidenschaft und Verantwortung in Verbindung gebracht werden, führt Krahl aus. Ausländische PflegerInnen gehen schnell wieder, weil sie in ihren Heimatländern Pflegewesen studiert haben und nicht bereit sind, Grundkörperpflege durchzuführen.

Wir können in Deutschland nicht mehr Pflegeheime bauen, weil wir das Personal dafür nicht finden, so Krahl. Ziel muss es sein, selbstbestimmtes Leben zuhause zu ermöglichen. Dazu braucht es z.B. überall im Ort Sitzbänke, damit die Wege zum Bäcker nicht zu weit werden. HausärztInnen und Apotheken müssen barrierefrei erreichbar sein. Öffentliche Einrichtungen wie Büchereien, Mittagstische und Seniorencafes schützen vor Einsamkeit. Manche Kommunen bieten sogar Rentner-Hochschulen an oder verbinden eine Kindertagesstätte mit einer Tagespflege in einem gemeinsamen Raum, erzählt Krahl.

Selbstbestimmtes Leben muss auch für pflegende Angehörige möglich sein. Krahl wünscht sich eine staatliche Förderung der Tagespflege und Nachtpflege nach dem „System Kindergarten“. Roboter können Menschen nicht ersetzen, aber ein selbstbestimmtes Leben aufrechterhalten. Roboter reichen Medikamente, kontrollieren die Einnahme, schreiben Einkaufszettel, telefonieren, kochen, holen die Zeitung. Das hat Krahl selbst schon getestet. Ab 2021 werden sie als Versicherungsleistung angeboten, weiß Krahl von Versicherern.

Bayern hat es versäumt, in allen Landkreisen eine Pflegeberatung aufzubauen. Wer weiß, wo er hingehen soll, wenn er Pflege braucht?, frägt Krahl in die Runde. Bayern investiert nicht  in die notwendige Infrastruktur, stattdessen wird Landespflegegeld, derzeit 490 Mio Euro, mit der Gießkanne als Wahlgeschenk ausgeschüttet. Mit dem Geld könnten viele Tagespflegeeinrichtungen aufgebaut werden, so Krahl.

„Wir Grüne wollen Stimme sein auch für die, die keine Kraft mehr haben, ihre Stimme zu erheben. Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen mit verbindlichen Standards für ein würdevolles Leben bis zuletzt. Dabei bleiben wir fest auf dem Boden unserer Demokratie und bitten euch, uns zu wählen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Andi Krahl und fuhr heim an den Staffelsee. (Christof Langer)

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